Linolschnitt, 10 x 15 cm | 2021
Die Hollermutter, Holle oder Holla lebt im Holler, also im Holunder, ihrem heiligen Baum. Wer einen Holunderbusch schlägt, wird bestraft. Das Holz des Holunders soll nicht ins Feuer geworfen werden, außer um Holla zu rufen und um ein Orakel zu bitten. Holla wird mit weißen Speisen und mit Äpfeln beschenkt. Sie hat es gern, wenn gesungen wird. Jodler fangen oft mit „holla“ an und sind eine Hymne an die Urgöttin. Im Märchen schüttelt Holle die Betten und lässt es schneien, was bedeutet, dass sie auch eine Todesgöttin ist, die die Kraft der Wesen auf der Erde in die Tiefe ruft, wo sie sich regenerieren können. Auch der Backofen, also die Nahrung der Menschen, gehört zu Holle. Früher wurden Ofenopfer für sie gemacht: Brot oder Gebäck wurde ins Herdfeuer geworfen. Sie ist verwandt mit Hel, der Unterweltgöttin. „Fahr zur Holle“ ist keine Beleidigung.
Aus: Luisa Francia „Eine Göttin für jeden Tag“